Trauma

Die Frage wird sehr oft gestellt: „Was ist Trauma“?

Das Wort Trauma stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet Verletzung oder Wunde. Lange wurde es als medizinischer Ausdruck für körperliche Verletzungen, ab den 19. Jahrhundert dann auch für seelische Schockerlebnisse verwendet.

So umschreibt der Duden ein „Trauma“ als seelischen Schock“ bzw. starke seelische Erschütterung.

Ein Trauma ist „die Wirkung von äußerst schmerzlichen Erlebnissen“, die wegen ihrer Intensität und Plötzlichkeit im Nervensystem nicht verarbeitet werden können.

Zu einer Traumatisierung kommt es dann, wenn die „natürliche Reaktion des Körpers auf eine Bedrohung unterbrochen wird oder nicht vollständig zum Abschluss gelangt“ und wenn die Gefühle, die wir dabei erleben, so stark sind, dass es uns kaum möglich ist mit ihnen zurecht zu kommen.

In einer Gefahrensituation, etwa einem Unfall, werden in unserem Körper enorme Kräfte mobilisiert. Er wird in einen Zustand höchster Aktivierung versetzt. Dadurch können wir auf die Bedrohung mit Kampf oder Flucht reagieren. Ist beides nicht möglich, weil wir von dem Geschehen so überwältigt werden oder uns nicht bewegen können (wenn wir z.B. eingeklemmt sind oder von jemandem festgehalten werden), dann reagiert der Körper mit Erstarrung. Bei uns kommt es, zu unserem Schutz zur Erstarrung oder wir geraten in einen sog. dissoziativen Zustand. Wenn wir die Reaktion, Kampf-Flucht- oder Erstarrungsreaktion nicht zu Ende führen und die starke Aktivierung nicht abbauen können, dann verbleibt unser Körper in dem hoch aktivierten Zustand. Dabei werden Teile unserer Wahrnehmung bzw. unseres Erlebens abgespalten und auch in der Erinnerung ausgeblendet. Die Psyche spaltet sich auf.

Prof. Dr. Franz Ruppert beschreibt dieses Spaltungsmodell in drei Teile,

Traumatisierter Anteil, Überlebens Anteil und Gesunden Anteil.

Ruppert erarbeitet in seiner Methode die Integration der Abspaltungen durch Erkennen des traumatisierten Anteiles durch den gesunden Anteil und dadurch Auflösung der Überlebensanteile.

Traumata altert nicht, wird nur zurückgelegt und eingefroren und wird bei bestimmten „Trigger“ (Erinnerungen z.B. durch Bild, Geruch, Ton…gewissen Code …) hervorgerufen.

Dieses Erinnerungsvermögen wird im Nervensystem- Gehirn durch Trauma ausgeblendet, (es dient in dieser Zeit als Schutzmechanismus), aber immer wieder bei ähnlichen Situationen, wie oben beschrieben, getriggert.

Wir stellen uns bei Trauma meist ein großes Ereignis vor: Kriegserlebnisse, eine Katastrophe wie den 11. September, einen Tsunami oder sexuellen Missbrauch in der Kindheit. Das sind zweifellos einschneidende Erlebnisse. Viele Menschen sind jedoch geprägt durch ein Trauma der ersten Lebensmonate, als sie nicht willkommen waren auf der Welt und keine Geborgenheit und Liebe erfahren durften. Solche Traumata ereignen sich vor der bewussten Erinnerung, wirken aber bis ins Erwachsenenalter fort und können sich auf unterschiedliche Weise äußern.“

Ich merke immer wieder, dass Trauma in der Gesellschaft tabuisiert ist. Dabei ist dies der Schlüssel zur Integration unserer abgespaltenen Anteile, die sich in unserem Leben immer wieder durch Symptome bemerkbar machen.

Wenn ein seelisches Trauma nicht verarbeitet ist, ist man gezwungen, es immer wieder durch andere Abläufe zu wiederholen. Je mehr das Trauma allerdings in unser Bewusssein dringt, desto mehr kann es sich auflösen.

 

Dr. Peter Levine einer der bedeutendsten Traumaforscher unserer Zeit beschreibt Trauma wie folgt:

„Trauma ist weder eine Krankheit noch eine Störung, vielmehr handelt es sich dabei um eine Verletzung, verursacht durch lähmende Angst und Gefühle von Hilflosigkeit und Verlust.“

Traumatische Reaktionen sind Teil eines hochintelligenten psychosomatischen Selbstschutzsystems, das Fachleute ebenso wie Laien oft unbeabsichtigt blockieren. Levine weiter: „Wenn wir jedoch lernen, auf die Weisheit des Körpers zu hören, der sich in einer Sprache ohne Worte ausdrückt, kann ein Trauma transformiert und aufgelöst werden.

Entscheidend dabei ist, unsere innewohnende Fähigkeit zur Selbstregulation von hohen Aktivierungszuständen und intensiven Emotionen wieder nutzen zu lernen.“

Heilung eines Traumas lässt uns „erkennen“, sodass wir dadurch enorm gestärkt werden und zu unserer Identität finden.